Blutegeltherapie
Seit einigen Jahren kehrt das Bewusstsein zurück, dass Blutegel bei manchen Beschwerden sehr wirkungsvoll und nahezu frei von Nebenwirkungen helfen können. Vom
Menschen kennen wir als Nebenwirkungen leichten Juckreiz und Rötung der Haut an der Bissstelle, Tiere dagegen scheint der Blutegelbiss nicht einmal zu jucken - im wahren Wortsinn. Insgesamt steht
uns mit dem Blutegel ein extrem verträgliches Mittel mit nachgewiesener und lang anhaltender Wirkung zur Verfügung.
Tiere wissen instinktiv um die Heilkraft der Egel. So gehen z.B.
Rinder, Wasserbüffel, Schafe und Pferde mit Gelenkproblemen ganz gezielt in Gewässer, in denen Blutegel leben, und warten geduldig, bis die kleinen Helfer sich ihre winzige Mahlzeit holen und zum
Dank helfende Sekrete im Körper des Patienten hinterlassen.
Nachdem die Egel sich vollgesaugt haben, fallen sie von alleine ab und es ensteht eine Nachblutung. Die Dauer der Nachblutung beträgt im Schnitt 4 bis 24 Stunden. Sie ist ein Bestandteil der Therapie. Sie ist wichtig zur Wundreinigung und hat entstauenden Effekt.
Die Wirkung der Blutegel geht weit über die lokale Blutentziehung und ihre entstauenden Effekte hinaus. Während des Saugens gibt der Blutegel seinen Speichel mit den darin enthaltenden
Wirkstoffen ab. Die Wissenschaft geht heute von 30 - 100 verschiedenen Substanzen im Blutegelspeichel aus. Erforscht ist davon bisher aber nur ein kleiner Bruchteil. Die bisher bekannten und
erforschten Inhaltsstoffe sind z.B.:
- Hirudin = gerinnungshemmender Stoff; direkter Hemmstoff von Thrombin
- Hyaluronidase = ein Enzym, welches die Durchlässigkeitsschranke der Zell- und Gefäßwände herabsetzt und somit ein leichteres Durchdringen der Wirkstoffe in das Gewebe bewirkt. Bei Versuchen an
Mäusen konnten antibiotische Wirkungen nachgewiesen werden.
- Apyrase = ein Enzym, das die Thrombozytenaggregation hemmt
- Egline = wirken entzündungshemmend
- Bdellin = verhindert nach dem Biss des Egels eine Entzündungsreaktion der Haut
- Calin = Wirkt länger als Hirudin und ist ebenfalls gerinnungshemmend
- Orgelase = wirkt gefäßerweiternd und beschleunigt den Lymphstrom
- Destabilase und Kollagenase = lösen die Blutgerinnung und wirken antibiotisch
- Piyavit = dient zur Auflösung von Thromben
- Yagin = antithrombotische Wirkung
- Hirustasin = eiweißspaltendes Enzym das Trypsin, Kallikrein, Chymotrypsin und neutrophiles Kathepsin G. hemmt
Die Einsatzgebiete sind vielfältig:
- Abzesse
- Arthritis
- Arthrose
- Ataxie
- Bandscheibenvorfall
- Blutohr
- Eitrige Wunden
- Ekzeme
- Entzündungen
- Furunkel
- Gelenkdegeneration
- Gelenkgallen
- Gelenkdysplasie
- Hämatome
- Hautveränderungen
- Hufrehe
- Hufrollenentzündung
- infizierte Insektenstiche
- Kreuzbandverletzungen
- Leckekzem
- lymphatische Stauungen
- Mauke
- Muskelatrophie
- Myogelosen
- Narben
- Nervenentzündungen
- Ödeme
- Ohrekzeme
- Operationswunden
- Rheuma
- Satell- oder Gurtdruckstellen
- Spondylose
- Stumpfheilung
- Tendinitis und Tendovaginitis
- venöse Stauungen
- Wundheilung
- Zeckenbisse
Beispiele für Kontraindikationen:
- Anämie
- arterielle Verschlusskrankheit
- blutgerinnungshemmende Medikamente
- Blutgerinnungsstörung
- blutverdünnende Medikamente
- Diabetis Mellitus
- Fieber
- Histaminallergie
- Kachexie
- Leukämie
- Magengeschwür
- maligne Tumoren
- Parasitenabwehr
- quecksilberhaltige Medikamente
- Schmerzmittel